Contax II

   

 

 

Im Jahr 1925 hatte Leitz, ein Neuling im Kamerageschäft, die Leica auf den Markt gebracht. Dieses revolutionäre Gerät war von Anfang an ein großer Erfolg.
Zeiss Ikon, entstanden 1926 als Zusammenschluß mehrerer renommierter Kamerahersteller, mußte eine Antwort finden. Diese kam 1932 als Contax I. Bei deren Entwicklung hatten die Zeiss-Ingenieure „das Rad neu zu erfinden“, denn Leitz hatte seine Konstruktion gut mit Patenten abgesichert. Die Verbesserung der Contax I erblickte 1936 als Contax II das Licht der Öffentlichkeit.
Im Vergleich zur Leica war sie groß, schwer und sehr kompliziert gebaut. Ihr fehlte die Leichtigkeit und Handlichkeit der Konkurrenz. Aber dafür hatte sie einiges,  was bei Leitz erst 1954 mit der M3 eingeführt wurde:
 

  • Der Entfernungsmesser nutzte die ganze Länge der Kamera als Meßbasis - und sein Meßfeld war im Sucherbild sichtbar.
  • Die Einstellung der Verschlußzeit erfolgte für den ganzen Bereich an einem einzigen Knopf, der sich beim Verschluß-Ablauf nicht mitdrehte. Das bedeutete auch, daß die Zeiten vor oder nach dem Spannen des Verschlusses eingestellt werden konnten. Daß dabei die kürzeste Verschlußzeit mit 1/1250 (im Vergleich zur 1/1000 der Leica) angegeben wurde, ging wohl eher auf einen Wunsch der Werbeabteilung zurück.
  • Die Contax hatte serienmäßig einen Selbstauslöser eingebaut - an eben der Stelle neben dem Objektiv, wo er auch heute noch gesucht wird.
  • Als Modell III konnte man die Contax auch mit einem eingebauten, ungekuppelten Selenbelichtungsmesser kaufen. Das machte sie größer, schwerer und ganz bestimmt nicht eleganter.
  • Im Vergleich zur Leica mit dem Tuchschlitzverschluß hatte die Contax einen Verschluß aus Messinglamellen, der über die kurze Formatkante (also senkrecht) ablief. Aber wenn Sie jetzt denken: „Metall = dauerhaft“, liegen Sie nicht ganz richtig. Die Metallstreifen sind an Stoffbändern aufgehängt.


Die unterschiedlichen Denkweisen bei Zeiss und Leitz zeigen sich auch bei den Objektiven. Zwar entsprechen sich Tessar und Elmar als Triplets mit verkitteter Hinterlinse, aber die Konstruktionen mit Lichtstärke 2 (Sonnar/Summar) und 1.5 (Sonnar/Summarit) sind vollkommen unterschiedlich: Die Leitz-Objektive sind Gauss-Typen, bei denen die 6 oder 7 Linsen in 4 bzw. 5 Gruppen angeordnet sind, während die Sonnare von dreilinsigen Objektiven abgeleitet sind und ihre 6 oder 7 Linsen in 3 Gruppen verkittet wurden. Das bedeutete weniger Glas/Luft - Flächen und einen erheblichen Gewinn an Kontrast. Ein wichtiges Argument vor der Erfindung der Vergütung! Übrigens: Die Contax-Objektive werden über ein Schnellwechselbajonett an das Gehäuse angesetzt.
Obwohl die Contax-Kameras seltener zu finden sind als entsprechende Leicas, werden sie etwas billiger gehandelt: Etwa DM 400.- müssen Sie ausgeben. Aber wenn Sie das Contax-Gefühl mit dem surrenden Geräusch bei den langen Verschlußzeiten etwas preiswerter haben möchten: Die Russen haben nach dem Krieg die Zeiss-Fabrikationsbänder demontiert und in die Ukraine verfrachtet. Dort wurde die Kamera praktisch unverändert bis Mitte der 80er Jahre gebaut. Sie finden sie auf Photobörsen und Flohmärkten unter dem Namen „Kiev“ (KNEB) für DM 150.-.
 

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