Kine – Exakta

   

 

 

 
 Seit 1923 arbeitete beim Ihagee („Industrie- und Handelsgesellschaft“) Kamerawerk Steenbergen&Co. in Dresden der Mechaniker Karl Nüchterlein, der sich kurz darauf auch mit der Konstruktion befaßte. Exakta – Spiegelreflexen waren schon seit kurzer Zeit im Format 4x6.5 bekannt, als Nüchterlein den Entschluß faßte, eine Exakta für den perforierten 35mm „Kine“-Film zu konstruieren. Fast gleichzeitig mit der russischen „Sport“ (die sich allerdings als Sackgasse für die weitere Entwicklung erwies) wurde 1936 die Kine-Exakta vorgestellt. Ein Renner war das Gerät auf der Leipziger Messe allerdings nicht, obwohl die Kamera einiges zu bieten hatte.

- Kleinbild – („Leica“) – Format
- Prinzip SLR
- Wechseloptik mit Bajonettanschluß
- Gummituch-Schlitzverschluß mit der enormen Zeitenreihe Z, B, 12 – 1/1000 sec
- Selbstauslöser
- Blitzsynchronisation
- Schnellschalthebel
- Mattscheibenlupe
- eingebautes Filmtrennmesser

Der Auslöser war bei  zusammengeklapptem Lichtschacht gesperrt. Diese Sperre wurde aufgehoben, wenn man durch Knopfdruck den Lichtschacht aufspringen ließ. Zusätzlich konnte man dann mit einer einklappbaren Lupe das Sucherbild weiter vergrößern. Diese Zusatzlupe hatte einen Nachteil: Sie war zu klein. Deshalb erhielt der 1937 als Feinmechanikerlehrling bei der Ihagee eingetretene spätere Chefkonstrukteur R. Hummel als erstes die Aufgabe übertragen, die kleinen runden Lupen gegen größere eckige auszutauschen. In dieser Form wurde die ansonsten unveränderte Kine-Exakta dann bis März 1938 verkauft – und die ausgebauten Lupen wurden als Leselupen verwertet! Warum ich Ihnen diese Nebensächlichkeit so ausführlich erzähle? Sie bedeutet schlappe DM 2.000.- Wertunterschied!
Nach den Angaben von Richard Hummel, der bis zur de facto – Liquidation der Firma bei der Ihagee blieb und danach ein Standardwerk über „Spiegelreflexkameras aus Dresden“ schrieb (dem ich die meisten Angaben verdanke), wurden von der Kine-Exakta mit der runden Lupe etwa 1.400 Stück zwischen 4/1936 und 12/1936 gebaut. Von den Exaktas mit den eckigen Lupen dürften etwa 13.200 hergestellt worden sein. Vermutlich wurden von den ersteren auch noch einige nach dem Kauf umgerüstet, so daß Exaktas mit runder Lupe nur sehr selten auf dem Sammlermarkt angeboten werden. Sie werden schon etwa DM 2.500.- anlegen müssen, um einen Besitzer davon zu überzeugen, Ihnen das Gerät zu verkaufen.
Die gleiche Kamera mit eckiger Lupe wird viel häufiger angeboten, meist zu Preisen zwischen DM 300.- und 400.-. Als Urahn der KB-Exaktas hat dieser Meilenstein zahlreiche Nachkommen gezeugt: Bis 1970 war die Exakta und ihr speziell für wissenschaftliche Anwendungen entwickeltes riesiges System für ihre Zuverlässigkeit berühmt. Und bis in die 60er Jahre hinein stellte die DDR Kamerapässe aus, die die legale Ausfuhr einer Exakta bestätigten. Denn als Ersatzwährung war eine solche Kamera allemal günstiger, als DDR-Geld in DM-Wert umzutauschen.
 
www.club-daguerre.de