„Bosco“-Bilder sind Ferrotypien. Als Schichträger für das nasse
Kollodium wurde ein schwarz lackiertes Eisenblech verwandt. Die Ferrotypie ist ein Direktpositiv-verfahren, das
heißt, dass ein knapp belichtetes Negativ vor einem dunklen Hintergrund positiv erscheint. Ferrotypien sind
Unikate.
Ende des 19. Jahrhunderts wurden „Automaten“ zur Herstellung von Ferrotypien ausgesprochen populär und lösten
das manuelle Verfahren weitgehend ab.
Besonders erfolgreich war der von Conrad Bernitt um 1894 in Hamburg konstruierte „Photographie Automat Bosco“.
Namensgeber soll ein bekannter Zauberer gewesen sein.
Der Rand der 60 x 83 mm kleinen Bosco-Blechtafeln war aufgebogen. Dies war die Voraussetzung, dass die Tafeln im
Automaten als Entwickler- und Fixierschale verwendet werden konnten.
Auffallend bei vielen Ferrotypien, aber auch bei Bosco-Bildern, ist die oft unzureichende Qualität. Offensichtlich
waren Belichtungszeit und Verarbeitung nicht immer im Einklang. Viele Bilder sind dunkel und wirken eher billig.
Der Erfinder gab sich aber auf jeden Fall sehr viele Mühe, die Anmutung durch das optische Erscheinungsbild
und die Aussenverpackung deutlich zu steigern.
Der aufgebogene Rand war nur teilweise schwarz bedruckt, dabei entstand eine Art Rahmen mit einem goldfarbenen
Muster. Die Rückseite leuchtete goldfarben und verwies auf den Erfinder und den Automaten.
Damit noch nicht genug. Ein Pappetui mit einem erhabenen Muster auf der Rückseite und auf der Vorderseite
mit den Hinweisen:
Photografie Automat
Bosco
PATENTIERT IN ALLEN STAATEN
machte den Auftritt erst komplett. Bei dem abgebildeten Bosco-Bild ist
zusätzlich noch ein Blatt mit dem konkreten Anlass eingeklebt: „Carnevals-Erinnerung“.
Obwohl es sich bei den Bosco-Bildern um Massenware handelt, sind sie weitgehend vom Markt verschwunden. GG
Quellen: Wolfgang Baier, Geschichte der Fotografie und Helmut Gernsheim, Geschichte der Photographie
www.club-daguerre.de
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